Die Benchmark als Ruhekissen

Eine Analyse globaler Aktiendachfonds brachte wenig Erfreuliches: Von 43 untersuchten Fonds mit 5-Jahres-Historie liegen nur drei anhand der risikoadjustierten Performance vor dem MSCI World Index. Gleichzeitig werden die Fonds immer passiver und sogar teurer. Funds | 02.08.2005 08:40 Uhr
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Nur drei von 43 globalen Aktiendachfonds (siemens/portfolio.four, SAM Global II und I2-Stock), schlugen auf Sicht der letzten fünf Jahre den MSCI World Index anhand der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio). Während demzufolge nur knapp sieben Prozent aller Dachfonds bei globalen Aktien einen Mehrwert für ihre Anleger erwirtschafteten, liegt dieser Prozentsatz bei reinen Aktienfonds immerhin bei 26,4 Prozent (28 von 106 globalen Aktienfonds liegen seit Juli 2000 vor dem Weltaktienindex).

Outperformance im Sinkflug

Auch im zeitlichen Vergleich verloren Dachfonds zuletzt an Boden: Vor sechs Monaten lag der Prozentsatz der risikoadjustierten Outperformer noch bei 10,9 Prozent (siehe auch „Globale Aktiendachfonds unter der Lupe“ vom 20.1.2005).

Dachfonds immer näher am Index

Einher mit den sich eintrübenden Anlageergebnissen geht die immer stärkere Indexorientierung der meisten globalen Aktiendachfonds. 23 der 43 Fonds - und damit mehr als die Hälfte - liegen seit Juli 2000 pro Jahr um plus/minus zwei Prozent am MSCI World.

Das Bild bestätigt sich auch anhand des Tracking Error: Die durchschnittliche Abweichung von der Benchmark (hier am Beispiel des MSCI World über drei Jahre) liegt bei globalen Aktiendachfonds per Ende Juli 2005 bei 2,2 Prozent. Vor einem Jahr lag der Tracking Error noch bei 2,6 und im Jahr 2002 bei 3,3. Im Schnitt werden die Dachfondsmanager also immer vorsichtiger. Zur Erläuterung: Ein Tracking Error von zwei Prozent bedeutet, dass die annualisierte Differenz zwischen der Portfolio- und der Benchmarkrendite in zwei von drei Jahren in einem Korridor zwischen plus zwei Prozent und minus zwei Prozent liegt.

Und sogar der rückläufige Portfolioumschlag passt da gut ins Bild: Während die durchschnittliche Portfolio Turnover Ratio (PTR) der 29 größten globalen Aktiendachfonds per Ende Juni 2004 bei 166 Prozent gelegen ist, sank dieser Wert per Mitte 2005 leicht auf 163 Prozent.

„Benchmark als Ruhekissen“

Den Grund für die immer stärkere Indexausrichtung der Dachfonds sieht Karl Surma, Manager des SAM Global II an den fehlenden Freiheiten: „Obwohl es eigentlich ausreichend Auswahl auf Subfondsebene gäbe, agieren viele Kollegen nach dem Prinzip: Die Benchmark ist das beste Ruhekissen“. Das das nicht ausreichend Mehrwert für die Anleger schaffe sei klar: „Risikovermeidung allein ist als Anlageziel nicht genug“.

„Korrelationen machen es schwerer“

Mark Brugner, Fondsmanager des siemens/portfolio.four sieht das etwas vielschichtiger. Der geringe Tracking Error sei derzeit ein generelles Phänomen, von dem nicht nur Dachfonds betroffen sind: Die in den letzten Jahren zurückgegangenen Bewertungsanomalien sowie gestiegenen Korrelationen zwischen einzelnen Assetklassen, Regionen, Sektoren und Investmentstilen macht es für Portfolio- als auch Dachfondsmanager gleichermaßen schwieriger durch Asset Allokation Mehrertrag zu erzielen“, schildert er. Da generell aber rund 90 Prozent der Outperformance aus der richtigen Vermögensaufteilung stammen - und nur 10 Prozent aus der Fondsauswahl - haben es Dachfondsmanager derzeit besonders schwer. Brugner selbst behilft sich, ebenso wie etwa Surma, u.a. mit einer Beimischung von Schwellenländer-Aktien.

Einzel- vs. Dachfonds: Wer ist besser?

Das Faktum, dass Dachfondsmanager aus einer enorm großen Anzahl von Subfonds mit unterschiedlichsten Strategien auswählen können, scheint sich also kaum positiv auf die Performance auszuwirken. Denn auch die besten globalen Aktiendachfonds (siehe Tabelle oben) erzielten mit -0,91 Prozent (SAM Global II) bzw. -0,93 Prozent p.a. (siemens/portfolio.four) in den letzten fünf Jahren einen schlechteren Wert als die besten globalen Aktienfonds: Astra-Fonds (+6 Prozent p.a.), Templeton Growth USD (+3,1 Prozent p.a.) oder Merrill Lynch Global Fundamental Value (+1,5 Prozent).

TER steigt von 2,2 auf 2,5 Prozent

Dazu kommt dann noch der Kostenaspekt. Die durchschnittliche Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio, TER) der 29 größten globalen Aktiendachfonds beträgt per 30.6.2005 2,48 Prozent. Genau ein Jahr davor lag dieser Wert noch bei 2,22 Prozent. Ein Anstieg um 26 Basispunkte oder 11,7 Prozent. Interessanterweise zählen die beiden besten Dachfonds der letzten fünf Jahre auch zu den billigsten: Der siemens/portfolio.four kostet 1,3 Prozent, der SAM Global II 1,6 Prozent. Im Vergleich zum Durchschnitt ein jährlicher Performancevorsprung von immerhin 1,2 bzw. 0,9 Prozent.

Klein und teuer?

Die relativ hohe Kostenbelastung ergibt sich allein schon aus dem Faktum, dass Dachfonds im Schnitt ein geringeres Volumen aufweisen als Einzelaktienfonds. Während das durchschnittliche Volumen aller globalen Aktiendachfonds bei 30,1 Mio. Euro liegt, weisen herkömmliche Aktienfonds eine Durchschnittsgröße von 248,03 Mio. Euro auf. Und kleine Fonds sind gemessen an der Total Expense Ratio (TER) teurer als große Fonds (vergleiche „Fondskosten: Quo vadis?“ vom 29.9.2004).

Lichtblick in Sicht?

Eine deutliche Verbesserung des Bildes zeigt erst das mittelfristige Bild über drei Jahre: Rund 75 Prozent aller 89 Dachfonds mit 3-Jahres-Historie liegen anhand der Sharpe Ratio vor dem MSCI World. Insgesamt untersuchte e-fundresearch alle 95 Dachfonds mit Anlageschwerpunkt globale Aktien (Lipper Peergroup, nur primäre Tranchen, Vertriebszulassung Österreich) mit einem Gesamtvolumen von 2,9 Mrd. Euro.

Alle Daten per 29.7.2005 in Euro
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