Wer im Jahr 2000 in den JPMF Middle East Equity investiert hat, erlebte seit damals eine wahre Achterbahnfahrt: Zwischen März 2000 und 2003 verlor der Fonds 65 Prozent seines Wertes. Dann ging es aber steil nach oben und Anleger konnten sich über Kursgewinne von fast 170 Prozent freuen. Änderungen gab es zuletzt im Fondsmanagement: Im April wechselte Langzeitmanagerin Liesbeth Rubinstein von JPMF zu Schroders. Ihr Nachfolger, der Ägypter Ashraf El Ansary, war als Spezialist für Türkei, Ägypten und weitere Märkte des Mittleren Ostens bereits seit 2001 in den Investmentprozess des Fonds eingebunden.
Allein seit Jahresbeginn legte der JPMF-Fonds um weitere 37,4 Prozent zu. Neben seiner Benchmark, (Nomura Africa & Middle East Price Index) schlug der Fonds damit seit Jahresbeginn auch seinen einzigen direkten Konkurrenten: Der Morgan Stanley Emerging Europe & Middle East Equity Fonds legte „nur“ um 35,6 Prozent zu.
Die etwa schwächere Performance des Morgan Stanley Fonds ist auf die unterschiedliche Länder-Aufteilung zurückzuführen: In beiden Portfolios machen türkische Aktien mehr als ein Viertel des Portfolios aus. Israel und Ägypten sind ebenfalls wichtige Märkte für beide. Während Ansary aber noch auf Aktien aus Marokko, Jordanien und Libanon setzt, investieren Paul Psaila und Ahmad Zuaiter von Morgan Stanley in osteuropäische Aktien, vorzugsweise aus Russland und Polen.
UI-ChampionsCall mit ProfitlichSchmidlin: „Wir graben tiefer“ - Opportunitäten für langfristige Unternehmensbeteiligungen und Anleihe-Sondersituationen
„Wir graben tiefer“ - Opportunitäten für langfristige Unternehmensbeteiligungen und Anleihe-Sondersituationen„Im Jahr 2023 sind die Fundamentaldaten bei unseren Beteiligungen mit den Aktienkursen weit...
Gründe für den Aufschwung
e-fundresearch: Die Aktienmärkte in Ägypten und Jordanien zählten weltweit 2004 bzw. auch 2005 zu den größten Gewinnern. Die Börse in Kairo stieg allein seit Jahresbeginn um fast 90 Prozent an. Was waren und sind die Auslöser für dieses Kursfeuerwerk?
Kerrie McEwen: Die Rally in diesen Märkten ist von unterschiedlichen, für den jeweiligen Markt spezifischen Faktoren abhängig. Die gute Perfomance der Aktienmärkte in Ägypten liegt unter anderem darin begründet, dass innerhalb der letzten 18 Monate ein junges, reformbereites Kabinett wirtschaftliche und politische Neuerungen umgesetzt hat. Zudem haben viele ägyptische Unternehmen ein signifikantes Ertragswachstum erzielen können. Dies zusammen mit dem schwunghaften Tourismus sind Haupttreiber der Märkte. In der Türkei haben die EU-Beitrittsphantasien sowie die Erneuerung des IMF (International Monetary Fund) Abkommens die Nachfrage auf türkische Aktien verstärkt – deren Bewertungen sind im Vergleich zu anderen Konvergenzländern wie Polen oder Tschechischer Republik sehr attratkiv. In Israel wurden die Preise durch die Innenpolitik und die Erholung im CAPEX (Capital Expenses) Zyklus in den USA gepusht.
e-fundresearch: Welche Rolle spielt dabei der "home bias" nach dem 11. September 2001 für Anlegern aus arabischen Staaten? Wie wird sich die Gründung einer regionalen Börse in Dubai auf Aktien dieser Region auswirken?
Kerrie McEwen: In der Folge des 11. Septembers 2001 und in Anbetracht günstiger demographier Entwicklungen haben die Regierungen sich entschieden, ihre Kaptialrücklagen lokal anzulegen. Damit können sie ihre einheimische Nachfrage und somit die Wirtschaft stärken und erhielten gute Erträge für ihre „Emerging Markets“ Investments. Dadurch konnte sich die Region konsistent weiterentwickeln.
Regionale Über- und Untergewichte
e-fundresearch: Ihre größten Übergewichte lauten Türkei und Ägypten. Untergewichtet ist dagegen vor allem Israel. Warum?
Kerrie McEwen: Ägypten konnte neue Zuflüsse von regionalen Fonds generieren als die Gewichtung im Global Emerging Market Index die der Tschechischen Republik überholen konnte. Die inländischen Reformen bestimmten hier immer noch die Agenda. Die Zentralbank plant, mit dem ersten formellen MPC Meeting im Juli unterschiedliche Instrumentarien einzuführen, um die Inflation zu drosseln. Mit der erfolgreichen Privatisierung von Sidi Kerier Refinieries, dem größten staatlichen Verkauf seit den späten 1990er Jahren, wurde der Markt weiter angetrieben.
Der Fonds ist aus verschiedenen Gründen in Israel untergewichtet: Die dauerhaften Konfliktphasen beeinflussen den israelischen Aktienmarkt erfahrungsgemäß durch einen Anstieg in der Risikoprämie. Der Markt reagierte im Vergleich zur Region im zweiten Quartal verzögert; der Abzugsplan (Disengagement Plan) ruft der Regierung starke Opposition hervor, was zu einem Rücktritt von Benjamin Netanyahu, dem Kopf des Reformprogramms, führen könnte. Der Shekel geriet angesichts der Verschärfung bei den US Credits und der engen Zinsspreads gegenüber dem US-Dollar unter Druck.
Öl, Politik und Terror als Risikofaktoren?
e-fundresearch: Neben einem sich abschwächenden Ölpreis spielen vor allem politische Risiken eine große Rolle bei einem Investment in dieser Region. Wie schätzen Sie das ein?
Kerrie McEwen: Die meisten Länder im Mittleren und Nahen Osten sind Ölexporteure (außer Ägypten). Niedriegere Ölpreise würden den Druck auf das ausländische Gleichgewicht erleichtern. In der Vergangenheit gab es auch Geldflüsse von Saudi- und Golf-Investoren in Ägypten und Marocco, dies würde sich bei fallenden Ölpreisen entsprechend reduzieren. Die Bewertungen für Nordafrika sind jedoch wesentlich attraktiver als für die Saudi- und die Golfstaaten, so ist das Bild insgesamt gemischt. Die politischen Risiken in diesen Ländern sind in die Märkte bereits eingepreist.
e-fundresearch: Sind die aktuellen Terroranschläge eigentlich eine ernstzunehmende Gefahr für die Aktienmärkte?
Kerrie McEwen: Bisher haben die Anschläge keine Auswirkungen auf die Entwicklung gezeigt, weder beim Aktienmarkt, noch auf die Währung.
e-fundresearch: Wie schnell können Sie auf eine Krise in den Ländern, in denen Sie investiert sind reagieren? Sind die einzelnen Werte liquide genug, um schnell zu verkaufen?
Kerrie McEwen: Vor Aufnahme ins Portfolio wird natürlich auch die Liquidität der jeweiligen Aktien überprüft. Nicht zuletzt ergeben sich jedoch auch auf lange Sicht sehr attraktive Investmentchancen, wenn in Emerging Markets Panikverkäufe erfolgen.
e-fundresearch: Wie steht es eigentlich um Corporate Governance in der Region?
Kerrie McEwen: Corporate Governance variiert von Land zu Land. In Israel und der Türkei warden bereits Internationale Bilanzierungsstandards angewendet und es gibt ADR (American Depositary Receipts)-Listings. Der Rest der Region ist weniger transparent, die Märkte stehen noch am Beginn einer Aktienkultur.
Wie geht es weiter?
e-fundresearch: Wie lautet Ihr genereller Ausblick auf Sicht der nächsten 12/24 Monate für die Region? Sind die Aktien, z.B. aus Ägypten, nicht schon bereits sehr teuer?
Kerrie McEwen: Wie jeder Markt, der in der Vergangenheit eine starke Wertentwicklung erfahren hat, kann die zukünftige Entwicklung von verschiedenen Faktoren abhängen. Beispielsweise wie stark die Firmengewinne weiterhin stabil bleiben und der Faktor, zu dem dies bereits in den Aktienkursen eingepreist ist. Unsere Analyse zeigt, das die Unternehmensgewinne in Ägypten immer noch auf einem guten Niveau sind und mit der Marktentwicklung Schritt halten. Obwohl der Markt in den letzten 18 Monaten stark neu gerated wurde, liegt er immer noch im Durchschnitt mit den weltweiten Emerging Market Vorhersagen für das nächste Jahr. Im Vergleich zu anderen Märkten der Region (Saudi Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Qatar oder Kuweit), hat sich die Wertentwicklung im letzten Jahr allerdings etwas verzögert.
Die Bewertung der Türkei ist bezüglich der Earnings-Multiples niedriger als in Zentraleuropa, was jedoch nicht das Konvergenzpotenzial für die türkische Wirtschaft wiederspiegelt.
e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!
Alle Daten per 22.7.2005 in Euro
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