Im Dickicht der Anleihenbenchmarks

Anleihen spielen im Vergleich zu Aktien in Fondsmärkten wie Österreich, Deutschland oder der Schweiz eine große Rolle. An welchen Benchmarks sollte man die Rentenfondsmanager aber messen? Anleger können nämlich aus einer nahezu verwirrenden Vielzahl wählen. Funds | 14.07.2005 09:04 Uhr
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Obwohl schon über Indizes im Aktienbereich wenig berichtet wird, können die meisten Privatanleger auf die Frage nach der Nennung von Anleihenindizes nicht einmal einen einzigen Namen nennen. Und das obwohl Anleihen im Vergleich zu Aktien in Kontinentaleuropa eine ungleich größere Bedeutung haben: In Österreich etwa machen Anleihen 60 Prozent des inländischen Fondsvolumens aus, in Deutschland immerhin noch 45 Prozent, in der Schweiz 40 Prozent.

Woran liegt das?

Zuerst einmal sind Anleihenindizes im Vergleich zu Aktienindizes viel schwerer zu berechnen, da viel mehr Einzeltitel berücksichtigt werden müssen. Außerdem bleibt das Universum selten lange unverändert, da ständig einzelne Anleihen auslaufen bzw. neue emittiert werden. Weiters haben Renteninvestments im Euro-Raum noch keine sehr lange Tradition: Seit dem Start des Euro als Buchgeld im Jahr 1999 hat sich noch kein Indexanbieter eindeutig als Marktführer etablieren können. Die Indexwelt von europäischen Anleihen ist deswegen noch sehr weit von gesetzten Strukturen und Standards entfernt, wie folgender Überblick zeigt:

1. Euro-Staatsanleihen:

Staatsanleihen bilden das volumenstärkste Marktsegment im Euro-Rentenbereich. Gerade hier herrscht aber - was das Angebot an Indizes betrifft - ein wahres Wirrwarr: Zu Beginn des Euro-Rentenmarktes begannen sich markt- und segmentübergreifende „Broad Market Indizes“ zu etablieren, mit dem Ziel den Markt in seiner Gesamtheit (gemessen am Volumen bzw. Anleihenanzahl) möglichst breit abzudecken. Entstanden sind daraus wahre Flaggschiffe mit über 7000 (Lehman Brothers)  bzw. 5000 (Merrill Lynch) Anleihen. Diese verloren aber relativ schnell an Bedeutung, da es den Investoren bei einer so hohen Einzeltitelanzahl unmöglich war den Überblick zu behalten. Abgespeckte Markt-Indizes wie von Lehman Brothers (2000 Anleihen) oder Citigroup (rund 1300 Titel) gewannen an Bedeutung, während Merrill Lynch weiterhin noch mit 4000 Anleihen rechnet. Erreicht wurde diese Straffung vor allem durch einer Anhebung der Mindestvolumina der einzelnen Anleihen. Eine Mindestrestlaufzeit von einem Jahr gilt dabei als Standard.

Als wichtige Benchmarks für Euro-Staatsanleihenfonds haben sich folgendes Indizes herauskristallisiert: Citigroup Euro Broad Investment Grade (EuroBIG), Lehman Brother Euro Aggregate bzw. Merrill Lynch EMU Broad Market Index.

2. Globale Staatsanleihen:

Bei weltweiten Staatsanleihen ist das Bild im Vergleich zum Euro-Raum schon klarer. Als Standardbenchmark wird hier der Citigroup World Government Bond Index herangezogen, welcher sich aus 20 Ländern weltweit zusammensetzt (wobei die Euro-Zone als ein Land gezählt wird). Es werden ausschließlich Festkuponanleihen in den Index aufgenommen, die Mindestrestlaufzeit beträgt dabei ein Jahr, das Mindestrating BBB-/Baa3 (S&P bzw. Moody´s)

3. Sonstige Anleihenindizes

Weitere wichtige Indizes im Rentenbereich sind FTSE Euro Corporate Bond bzw. Merrill Lynch EMU Corporate Bond Index für Euro-Unternehmensanleihen und der Lehman US Corporate High Yield Index in den USA.

Im Bereich der Schwellenländeranleihen hat sich dagegen JP Morgan als Indexanbieter durchgesetzt: Während der JP Morgan Emerging Market Bond Index (EMBI) Global Diversified die Entwicklung globale Hartwährungsanleihen aus Schwellenländern misst, tut dies der JP Morgan Emerging Local Market Index (EMLI) für Lokalwährungspapiere. 

Quelle: Commerzbank, Indexanbieter 


Das war der dritte und letzte Teil unserer Serie über Indizes. Teil eins udn zwei finden Sie hier:



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