Teuflische Outperformance

Mit gutem Gewissen Outperformance zu erzielen bleibt weiterhin ein Wunschtraum vieler Anleger. Während Nachhaltigkeits-Fonds seit Jahren kaum Mehrwert bringen, boomt der auf lasterhafte Anlagen spezialisierte Vice Fund weiter. Seit 2003 schlug er den S&P 500 Index jährlich um sündhafte 14,6 Prozent. Funds | 17.06.2005 08:25 Uhr
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Mit gutem Gewissen Outperformance zu erzielen bleibt weiterhin ein Wunschtraum vieler Anleger. Auf Sicht der letzten drei Jahre liegen globale Aktienfonds mit Nachhaltigkeits-Schwerpunkt rund drei Prozent hinter dem MSCI World Index – pro Jahr. Das ergab eine Untersuchung von e-fundresearch unter allen im deutschsprachigen Raum zum Vertrieb zugelassenen Produkten. Während der Schnitt der Fonds seit Mai 2002 4,6 Prozent pro Jahr verloren, liegt der MSCI World nur 1,6 Prozent im Minus. Im Vergleichzeitraum der letzten 12 Monate liegt die durchschnittliche Underperformance bei 1,9 Prozent (siehe Tabelle).

Sustainable Underperformance

Die Lage bei nachhaltigen Aktienfonds hat sich damit zuletzt nicht gebessert. Bereits im Januar 2005 (siehe „Nachhaltigkeit drückt auf Performance“ vom 28.1.2005) bzw. im Februar 2004 (siehe „Nachhaltigkeit als Renditebremse“ vom 25.2.2004) durchgeführte Analysen von e-fundresearch kamen damals zu einem ähnlichen Schluss: Der Großteil der ethisch korrekten Fonds schlagen ihre Benchmarks nicht. Neben den teilweise deutlich höheren Kosten - ein nachhaltiger Aktienfonds erfordert mehr Research und rechtfertigt dadurch theoretisch auch höhere Kosten – ist das eingeschränkte Investmentuniversum einer der Gründe dafür.

Performance mit schlechtem Gewissen

Dass man aber dagegen mit lasterhaften Investments gutes Geld verdienen kann, zeigt der Vice Fund von Dan Ahrens (Anm.: Vice steht für engl. "Lasterhaftigkeit"). Der US-Aktienfonds investiert mindestens 80 Prozent des Portfolios in Unternehmen, die einen wesentlichen Umsatzanteil mit Produkten erzielen, die  als sozial unverantwortlich angesehen werden. Dazu zählen die vier Sub-Sektoren: Glücksspiel, Alkohol, Zigaretten, Rüstung. Seit Auflage im August 2002 mit großem Erfolg: Während der Vice Fund (in US-Dollar, per Ende Mai) im Schnitt 18,7 Prozent zulegen konnte, schaffte der S&P 500 nur 12 Prozent. Besonders gut lief es in den letzten beiden Jahren: Mit 27,7 Prozent p.a. schlug Dan Ahrens den US-Aktienmarkt um 14,6 Prozent. In den USA liegt er damit auf Platz zwei von 619 Multi-Cap Core US-Aktienfonds in der Lipper-Datenbank.

Zum Vergleich: Der auf nachhaltige Investments spezialisierte Dexia Sustainable North America erzielte im selben Zeitraum eine jährliche Rendite (ebenfalls in US-Dollar) von 13,2 Prozent.

Krisensichere Investments

„Denn rauchen, trinken und spielen werden die Leute immer“, begründet Ahrens, der den erst 38 Millionen US-Dollar großen Fonds von Dallas aus verwaltet. Oder anders ausgedrückt: „Die Branchen in die wir investieren, gelten historisch als äußerst rezessionssicher“. Als Beispiel nennt er die Tabakindustrie: Obwohl die Branche in den letzten Jahren mit Schadenersatzklagen überhäuft wurde, weist der MSCI World/Tobacco Index mit 21,3 Prozent p.a. die beste Performance aller MSCI Sektoren auf. Ein weiterer Vorteil: Mit einer Korrelation von 0,36 zum MSCI World entwickeln sich Tabakwerte relativ unabhängig von Weltaktien.

Lasterhafte Investmentideen

Die größte Position in Ahrens Fonds ist mit 4,2 Prozent die Altria Group, die Muttergesellschaft des Tabakkonzerns Philip Morris. Danach folgt Anheuser-Busch und International Game Technology. Mit MGM Mirage und Harrah´s Entertainment finden sich weiters zwei Glücksspiel-Werte aus Las Vegas unter den Top-10-Positionen. Nicht vernachlässigen sollte man kaut Ahrens außerdem Rüstungshersteller, die knapp 24 Prozent des Vice-Portfolios ausmachen: „Die USA befinden sich im Krieg. Stichwort Afghanistan, Irak, Nordkorea oder Homeland Security. Außerdem beschäftigt diese Branche auch in Friedenszeiten Millionen von Amerikanern“, so Ahrens. Außerdem schlagen Aktien wie Lockheed Martin oder General Dynamics seit dem Jahr 1970 den S&P 500 Index um Längen. Aktuell setzt Ahrens aber eher auf L3-Communications, einem führenden Hersteller von Überwachsungs- und Kommunikationsanlagen im militärischen Bereich. Gerade diesen Montag berichtete die Firma mit Sitz in New York einen Auftragseingang  der US Navy im Wert von 800 Mio. US-Dollar.

Fonds nicht zum Vertrieb zugelassen

Deutsche und österreichische Anleger, die sich für den Fonds interessieren, haben allerdings kaum die Chance, an der guten Performance teilzuhaben. Der Fonds ist in beiden Ländern noch nicht zum Vertrieb zugelassen. Für Österreicher, die den Fonds trotzdem kaufen wollen, unterliegen 90 Prozent der Erträge der 25-prozentigen Sonder-Einkommensteuer. Aber vielleicht kommen ja auch inländische Investmentgesellschaften auf den Gedanken, die Idee der amerikanischen Kollegen zu kopieren. Bei der größten Publikumsfondsgesellschaft Österreichs, der ERSTE Sparinvest, zeigt man sich aber noch zurückhaltend: „Derzeit ist das für uns kein Thema“, so Pressesprecher Dieter Kerschbaum.

Alle Daten per 14.6.2005 in Euro (außer anders angegeben)
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