Interesse an SRI nach Umwelt-Katastrophen

Julie McDowell leitet das Ressort «Sustainable and Responsible Investment (SRI)», also „Nachhaltiges und verantwortliches Investieren“, bei Standard Life Investments, einem der in diesem Segment bekanntesten Asset Manager Europas. Funds | 16.12.2010 12:35 Uhr
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Kurz nach dem Ende des Klimagipfels von Cancún erklärt sie, warum nachhaltiges Investieren über die Jahre konstant gewachsen ist.

Frage: Der Markt für nachhaltige Anlagen wächst: In Deutschland, Österreich und der Schweiz beispielsweise sind laut einer Studie des europäischen Nachhaltigkeitsforums „Eurosif“ mittlerweile rund 38 Milliarden Euro darin investiert. Im europäischen Vergleich, wo der Anteil nachhaltiger Anlagen am Gesamtmarkt durchschnittlich rund 10 Prozent beträgt, sehen die deutschsprachigen Länder mit nur 1 Prozent aber recht bescheiden aus. Sind die hiesigen Investoren in punkto Nachhaltigkeit unwissend oder einfach uninteressiert?

Julie McDowell: Der europäische Markt für nachhaltige Anlagen ist laut der Eurosif-Studie von 2,7 Billionen Euro im Jahr 2007 auf fünf Billionen Euro Ende 2009 gewachsen. Dieses Wachstum wurde von einer erhöhten Aufmerksamkeit für soziale Belange wie Menschenrechte und Sorgen um die Umwelt und den Klimawandel vorangetrieben. Darüber hinaus wird ein stärkerer Fokus auf die Verantwortung der Investoren gelegt. Sie sollten gute Standards in den Unternehmen fördern, in die sie investieren. Und schließlich stehen mehr Investmentprodukte zur Verfügung, die nachhaltige Investmentprinzipien berücksichtigen. Das Wachstum von SRI in Deutschland ist zwar noch hinter dem anderer Länder in Europa, aber unsere Erfahrung zeigt, dass es sich dabei nichtsdestotrotz um eine Anlageklasse handelt, die bei deutschen Anlegern an Bedeutung gewinnt.

Frage: Ist Nachhaltigkeit eher ein Thema für institutionelle Investoren als für Privatanleger?

Julie McDowell: Auf keinen Fall. Das Interesse privater Anleger an Investments, die Umwelt- und sozialen Kriterien entsprechen, hat zum Start von ethischen Fonds in den 1980er-Jahren geführt. Unsere jährliche Befragung von Investoren in unseren ethischen Fonds belegen immer wieder, dass gerade Privatanleger ein großes Interesse an nachhaltigen Belangen haben.

Frage: Haben die jüngsten Umweltkatastrophen wie das Giftschlamm-Unglück eines Aluminiumkonzerns in Ungarn und das Desaster von BP im Golf von Mexiko den Trend zu nachhaltigen Investments eher gefördert oder behindert?

Julie McDowell: Aus meiner Sicht zeigen diese Vorgänge eindrucksvoll, welch hohe Kosten entstehen, wenn man daran scheitert, Umwelt- und Sicherheitsrisiken zu managen. Deshalb erhöhen sie eher den Grad des Interesses aller Investoren an nachhaltigen Belangen als das sie ihn verringern.

Frage: Die Unternehmensberatung Accenture hat in einer weltweiten Studie unter CEOs kürzlich ermittelt: Neun von zehn Unternehmensführern gehen davon aus, dass Nachhaltigkeit innerhalb von zehn Jahren Teil ihres Kerngeschäfts sein wird. Sind das nur Lippenbekenntnisse, oder tut sich da wirklich etwas?

Julie McDowell: Die Studie zeigt die Anerkennung von Unternehmenslenkern, dass nachhaltige Belange für Kunden, Mitarbeiter, Aufsichtsbehörden und Anleger eine wichtige Rolle spielen – mit anderen Worten also für alle Interessengruppen, an die sie denken müssen. Die wachsende Zahl von weltweit operierenden Konzernen, die einen so genannten Corporate Rensponsibility Report für ihr Unternehmen erstellen, zeigen ebenfalls die gewachsene Wichtigkeit von Nachhaltigkeit: Im Jahr 2000 haben weniger als 1.000 Unternehmen einen solchen Bericht veröffentlicht. Bis 2005 hat sich diese Zahl auf über 2.000 mehr als verdoppelt, und 2009 produzierten schon mehr als 3.500 Unternehmen solche Berichte.

Frage: Bei nachhaltig gemanagten Finanzprodukten denken die meisten Anleger laut einer anderen Studie von Feri EuroRating in erster Linie an „erneuerbare Energien“, „Umweltschutz“ und „Corporate Governance“. Was ist mit den weiteren nachhaltigen Themen wie der Achtung von Menschrechten, fairem Handel oder dem Verbot von Kinderarbeit? Achten Investoren auch darauf?

Julie McDowell: Unsere Befragung von ethischen Anlegern zeigt, dass sich ihre Bedenken zwar in erster Linie um Umweltthemen drehen, aber auch soziale und ethische Belange wichtig sind. Auf die Frage „Wie würden Sie Ihre Bedenken einordnen?“, reihten sie Menschrechte, Korruption und die Berücksichtigung der Rechte der Ureinwohner unter den „Top Ten“ (siehe Tabelle).

Umfrage 2010: Die zehn wichtigsten Themen für ethische Investoren von Standard Life

Frage: Wie funktionierte der SRI-Prozess bei einem traditionellen Asset Manager wie Ihrem Unternehmen?

Julie McDowell: Es gibt zwei wesentliche Aspekte bei unserem Ansatz. Zuerst konzentrieren wir uns darauf, Umwelt- und soziale Belange sowie Corporate Governance in unseren Investmentprozess zu integrieren. Das Research und die Analysen unserer SRI- und Corporate Governance-Teams sind auf den Informations-Plattformen verfügbar, die unsere Fondsmanager bei ihren Investmententscheidungen nutzen. Dies beinhaltet Gesprächsprotokolle, SRI-Ratings, Sektorenstudien und Dokumente zu ausgewählten Fach-Themen. Die Fondsmanager berücksichtigen diese Research-Quellen, wenn sie die Qualität des Firmenmanagements beurteilen und die Wahrscheinlichkeit, ob dieses Management damit erfolgreich sein wird, strategische Ziele und Maßnahmen umzusetzen. Der zweite Schlüsselaspekt unseres Ansatzes besteht darin, dass wir persönlich mit dem Management der Unternehmen sprechen. Das ermöglicht uns, Sichtweisen über die Fähigkeiten des Managements zu bilden und sie zu vorbildlichem Verhalten zu ermuntern („best practice“). Alleine im vergangenen Jahr hatten wir mehr als 600 solcher Einflussnahmen auf Unternehmen.

Frage: Worauf sollte ein Privatanleger achten, der einen Teil seines Geldes gerne nachhaltig investieren möchte, aber nicht weiß, ob die unter diesem Label angebotenen Finanzprodukte auch tatsächlich nachhaltig sind?

Julie McDowell: Ich würde vorschlagen, dass Anleger zuerst einmal entscheiden sollten, was für sie an einem SRI-Produkt am wichtigsten ist: Wollen sie vermeiden, in Unternehmen zu investieren, die in gewissen Aktivitäten involviert sind, die sie nicht akzeptieren? Oder sind sie mehr daran interessiert, ihr Geld bei einem Fondsmanager anzulegen, der klare Richtlinien für verantwortliches Investieren hat? Sobald die Anleger entschieden haben, womit und womit sie nicht leben können, sollten sie sich nach Produkten und Managern mit den Charakteristika umsehen, die für sie am wichtigsten sind.

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