Brasilien ist das neue China

Während China und Indien die letzten Jahre im Fokus von Investoren standen, hat Brasilien vor allem kürzlich für Furore gesorgt. Das Upgrade durch S&P auf „Investment Grade“ zeigt den Aufstieg des Landes. Wie Anleger davon profitieren können, zeigt ein Vergleich von e-fundresearch.com. Funds | 21.05.2008 06:00 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Alle Aktienmärkte rasselten seit Beginn der Subprime-Krise in den Keller. Bärenmärkte, also Kursverluste von mehr als zwanzig Prozent, waren für alle Aktienmärkte zumindest in Reichweite. Wirklich für alle? Nein, aber es war kein gallisches Dorf, das Widerstand leistete, sondern Brasilien, die größte Volkswirtschaft Latinamerikas, die Anlegern trotz Kreditkrise, Finanzmarktturbulenzen und Bankenabschreibungen sprudelnde Gewinne bescherte.

Brasilien gilt nicht mehr als spekulatives Wertpapier

Ein Grund ist: Brasilien ist nicht mehr spekulativ. Zumindest die Schuldverschreibungen des Staates Brasiliens. Die Rating-Agentur Standard & Poors hat die Staatsanleihen des lateinamerikanischen Landes von BB+ auf BBB- hochgestuft. Damit hat Brasilien nun den Status „Investment Grade“ erhalten und gilt als „ausreichend sicher“, um nicht mehr als spekulatives Wertpapier zu gelten. Doch diese Nachricht ist nur eine der vielen positiven Nachrichten, die aus dem größten Land Südamerikas kommen.

In den vergangenen Jahren war Brasilien für Volkswirte und Anleger eine positive Überraschung. Das Wirtschaftswachstum stieg kontinuierlich an und liegt nun bei rund fünf Prozent, die Inflation – eines der Hauptprobleme der brasilianischen Wirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten – ist im Griff, ebenso die Verschuldung. Der Aktienmarkt dankt diese neue makroökonomische Stabilität und wuchs in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 600 Prozent, stärker als chinesische Vergleichsindizes (siehe Grafik).

Von Krise großteils unbeeindruckt

Im Vergleich zu den anderen BRIC-Ländern, die 2003 von Goldman Sachs als die hoffnungsreichsten Schwellenländer zusammengefasst wurden, zeigt Brasilien der Subprime- und Kreditkrise die kalte Schulter. Zwar ist zweifelsohne die Volatilität am brasilianischen Markt ebenfalls angestiegen, doch der Aktienmarkt, gemessen am Bovespa, liegt notiert in Real seit Beginn der Subprime-Krise im Juli 2007 mit 22,2 Prozent im Plus, in Euro sogar um 31,8 Prozent. Nach dem Upgrade durch S&P wurde im Mai schließlich die 70.000 Punkte Marke durchbrochen.

Auch die Aussichten für Brasilien sehen rosig aus. Es ist das einzige größere Land, für das der IWF in seinem aktuellen World Economic Outlook das Wachstum für 2008 nach oben revidiert hat (auf 4,8 Prozent). Hinzu kommt die Hoffnung, dass die Preise für Rohstoffe auf Dauer auf höheren Niveaus notieren könnten. Brasilien ist nicht nur einer der wichtigsten Produzenten von Soja, sondern exportiert auch Ethanol aus Zuckerrohr.

Wirtschaftswunder mit Schwäche?

Doch hier könnte mitunter auch die Schwäche des Wirtschaftswunders liegen. Der Wachstumspfad, der derzeit von Brasiliens Wirtschaft, beschritten wird, ist auf boomenden Rohstoffpreisen aufgebaut. Ein Zeichen dafür ist die ungemeine Stärke des Reals. Die Währung hat gegenüber dem Dollar seit der Einführung 1994 um 95 Prozent an Wert zugelegt, die starke Nachfrage nach Rohstoffen hat aus dem Real eine richtige Rohstoff-Währung gemacht (siehe Grafik).

Darunter leiden nicht zuletzt auch die Exporteure aus dem Industriesektor. Doch im Vergleich zu China trägt die Industrie mit rund 30 Prozent einen wesentlich geringeren Teil zum Bruttoinlandsprodukt bei als der Dienstleistungssektor mit mehr als 60 Prozent. Die Effekte einer starken Aufwertung des Real sind damit deutlich kleiner als jene, vor denen sich die chinesischen Behörden fürchten, wenn sie ihre eigene Währung – den Yuan – nur allmählich gegen den Dollar aufwerten lassen. Doch auch Brasiliens Wettbewerbsfähigkeit ist von einer allzu starken Währung bedroht.

Noch zu wenig Fonds im deutschsprachigen Raum, die aktiv investieren

Mit Brasilien konnten Anleger in den vergangenen fünf Jahren enorm gutes Geld verdienen. Doch Fonds im deutschsprachigen Raum, die aktiv in das größte Land Südamerikas investieren, müssen Anleger mit der Lupe suchen. Gerade einmal zehn aktiv gemanagte Brasilien-Fonds gibt es, doch nur ein einziger weist eine Historie von mehr als drei Jahren auf. Anleger können hingegen besonders über ETFs am brasilianischen Wachstum partizipieren. Gleich vier passive Indexfonds stehen Anlegern zur Auswahl.

Der einzige Fonds, der bereits mehr als fünf Jahre auf dem Buckel hat, ist der EMIF Brazil B Cap (Load) USD, der in den fünf Jahren des Brasilien-Booms 34,2 Prozent p.a. erwirtschaftete. Neben diesem ETF, der bereits im Jahr 2000 aufgelegt wurde, können Anleger auch in den Lyxor ETF Brazil (Ibovespa) A, den db x-trackers MSCI BRAZIL TRN INDEX ETF und den iShares MSCI Brazil USD investieren.

Bei den aktiv gemanagten Fonds ist die Auswahl etwas größer. Die Fonds sind dabei zwar durchgehend vor weniger als zwei Jahren aufgelegt worden, aber trotzdem einige hunderte Millionen Euro schwer. Der volumensmäßig größte Fonds ist der HSBC GIF Brazil Equity AC USD mit mehr als 880 Millionen Euro. Der Fonds von Luiz Maria Ribeiro ist auch der älteste der aktiv gemanagten Investmentfonds. Auf Drei-Jahres-Sicht brachte der Fonds seinen Anlegern 43,6 Prozent.

Fazit

Während China und Indien mit den boomenden Metropolen und außerordentlichen Wachstumsraten längst ihren Weg in die Portfolios der Anleger gefunden haben, ist Brasilien verhältnismäßig ausgeklammert worden. Dabei ist es das Land der BRICs, das wohl am stärksten von steigenden Lebensmittelpreisen und der weiterhin starken Nachfrage nach Soja, Weizen und Co. profitieren wird. Die aktuelle Würdigung der Wirtschaftspolitik des letzten Jahrzehnts, die Hinaufstufung der Staatsanleihen auf „Investment Grade“, zeigt auch, dass die Zeichen in Brasilien auf Aufschwung stehen.

Alle Daten per 14.5.2008 in Euro
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